Gedanken zur Gestaltung der Jahreslosung 2023


Du bist ein Gott, der mich sieht. 1. Mose 16,13


Die biblische Frau Hagar beschreibt mit diesen Worten ihre Erfahrung mit Gott. Mitten in der Wüste, in die sie gelaufen war, nah am Verdursten, verzweifelt, weil sie gedemütigt worden war und keine Zukunft für sich und ihr Kind sah, sind ihr die Worte der Jahreslosung zur Gewissheit, zur Hoffnung, zur Überlebenskraft geworden.
In der Mitte des Bildes stehen diese Worte in großer, klarer Schrift. Sie sind aufgerichtet wie eine Stele, zu der man hingehen und sich festhalten kann. In der Mitte steht das Wort „Gott“. Hin zu diesem „Herzen“ des Bildes bewegt sich beiderseits ein großer Zug von Menschen. Sie sind in den glühenden Farben Gelb, Orange und Rot gemalt. Stehen sie in der Glut der Hitze einer Wüste? Oder ist es die Wärme der Barmherzigkeit des himmlischen Vaters, auf den sie sich zubewegen, von dem sie gesehen werden?

Hagar erlebte beides zugleich: In der „Wüste“ meines Lebens bin ich von Gott angesehen, ja geradezu umschützt und geborgen.
Im Bild findet das seinen Ausdruck im Zentrum. Hier wird eine Person angedeutet. Sie steht für Hagar und sie steht wohl für jede/n der vielen, die Verlassenheit und Wüste kennen. Ein Engel steht an der Seite. Er fragt: „Wo kommst du her und wo willst du hin?“ (1.Mo 16,8) Und Hagar erzählt ihm ihre Geschichte. Sie spürt dabei: mit meinen zurückliegenden Erfahrungen und mit dem, was vor mir liegt, kann ich mich von Gott angesehen und bei ihm geborgen wissen.
Wir sehen Linien, die zur Mitte hinführen. Durch sie entstehen Konturen eines Kreuzes. Das Kreuz Jesu ist ein Zeichen tiefster Verlassenheit und zugleich ein Zeichen, dass Gott diese in Auferstehung verwandeln kann. Künstlerisch wird hier das Alte und das Neue Testament heilsgeschichtlich verbunden.
Umgeben sind die Linien, Menschenzüge und Worte von Blautönen. Stehen sie für den Wolkenhimmel, unter dem wir wohnen? Mitten in unserem irdischen Leben kann Gott erfahren werden.
Das Bild kann als Einladung verstanden werden: Komm aus deiner „Wüste“ zum Herzen Gottes. Dort bist du angesehen. Von Gottes Augen geleitet, kannst du wie Hagar gestärkt in deinen Lebensverhältnissen bestehen und Wege für die Zukunft finden.

                                                                Pfarrerin i.R. Annegret Maurer